KOLLABORATIVE, KOLLEKTIVE, AKTIVISTISCHE ANSÄTZE IN KÜNSTLERISCH-ÄSTHETISCHEN PRAKTIKEN DER COMMUNITY ARTS. ENTWICKLUNG UND UMSETZUNG EINES FORSCHUNGSPROJEKTS

Rolling Eyes Glossar

Prof.*in Dr.*in Swantje Lichtenstein und das feministische, transdisziplinäre Student*innen Rolling Eyes Collective

Ein Projekt der Hochschule Düsseldorf 2019, Fachbereich Sozial- & Kulturwissenschaften

Aus dem Vorwort

Die Benennung eines Diskriminierungsverdachts wird oft mit Augenrollen (Rolling Eyes) beantwortet. Dieses Augenrollen, so schreibt die feministische Kulturtheoretikerin Sara Ahmed*, zeigt an, dass privilegierte Menschen in ihrer träumerischen Haltung – es könne nur Diskriminierungserfahrungen geben, die sie selbst bemerken – gestört werden. Somit kann das Augenrollen als integraler Bestandteil der Aufrechterhaltung eines diskriminierenden Ist-Zustands und einer exklusiven Machtverteilung gedeutet werden.

Diejenigen, die das Augenrollen hervorrufen, leisten die Identifizierung wichtiger Diskriminierungsfaktoren. Diejenigen, die mit den Augen rollen, zeigen an, dass es für sie etwas über die Realitäten der Mitmenschen, die Diskriminierungserfahrungen machen, zu lernen gibt.

Menschen mit unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen haben begonnen ihre Stimme zu erheben, Fremdbezeichnungen abzulehnen und Selbstbeschreibungen zu formulieren. Das Ersinnen dieser Wörter, Begriffe und Selbstbeschreibungen bewirkt die Benennung und Identifizierung von Diskriminierungen durch Menschen mit Diskriminierungserfahrungen.

Die Integration dieser Wörter, Begriffe und Selbstbeschreibungen in den eigenen Wortschatz ermöglicht eine bessere Wahrnehmung der Realitäten von Mitmenschen, die Diskriminierungserfahrungen machen.

Es lohnt sich also zuzuhören, ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und neue Wörter zu erlernen, die einen aufmerksameren, respektvolleren, liebevolleren und klügeren Umgang miteinander zulassen. Nicht weil diese, für die von Diskriminierungen mehr oder weniger Verschonten selbst wichtig wären oder sofort Sinn ergeben würden, sondern weil das Zugeständnis und die Integration dieser Wörter, Begriffe und Selbstbeschreibungen die Mitarbeit an einer diskriminierungssensibleren Sprache und Welt bedeuten.

Das unsortierte und unvollständige Glossar entstand nach dem ersten Rolling Eyes-Festival, das 2018 im NRW-Forum Düsseldorf stattfand. Es zeigte sich auch dort, dass viele diskriminierungssensible Wörter, Begriffe und Selbstbeschreibungen dem interessierten Publikum nicht bekannt waren.

Aus dem Bedürfnis heraus einen ersten Schritt in Richtung einer diskriminierungsfreien Sprache zu machen, haben wir dieses Glossar, als kleine Handreichung und Orientierungshilfe, erstellt. Das Glossar weiß um seine selektive und unvollständige Form. Es handelt sich um eine Zusammenstellung eigener und schon vorhandener Listen, die gesammelt und zusammengeführt wurden und den Weg bahnen möchten, sie gemeinsam fortzuschreiben.


*Rolling Eyes = feminist pedagogy, Ahmed, 2017, 99.

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